Christlich-soziale Bewegung gründet eine neue Dachorganisation



Travail.Suisse Aargau aus der Taufe gehoben

Am 26. August war es soweit: Die Gewerkschaften Syna und transfair sowie die katholische ArbeitnehmerInnenbewegung KAB und die christlichsoziale Parteigruppe CSP gründeten die Aargauer Sektion der Travail.Suisse. Damit bündeln die christlichsozialen Organisationen ihre Kräfte und vertreten rund 6000 Arbeitnehmende auf dem Aargauer Polit-Parkett.

Der schöne Sommerabend gab einen würdigen Rahmen für die Gründungsfeier auf der Terrasse des Syna-Regionalsekretariats in Brugg. Andre Rotzetter, Präsident der CSP Aargau, begrüsste in seiner Funktion als neuer Präsident der Travail.Suisse Aargau die rund 30 Personen, unter ihnen die CVP-Grossrätin Trudi Huonder, den CVP-Präsidenten Franz Hollinger und den alt CVP-Nationalrat Peter Bircher.

 

Wieso braucht der Aargau eine neue Dachorganisation?

Dass die Wirtschaftskrise den kleinen Mann und die kleine Frau trifft, während die Manager und Banker mit Löhnen und Boni abzocken, ist das eine. Die regelmässig destruktiven Forderungen seitens der PolitikerInnen jeglicher Couleur, die das Vertrauen in die gewählten VolksvertreterInnen immer mehr untergraben, ist das andere. Dies veranlasste die christlichsozialen Bewegungen dazu, ihre Kräfte zu bündeln, wie Andre Rotzetter in seiner Begrüssungsrede erklärte. Weiter erinnerte er an die Pionierarbeit, welche die christlichsoziale Bewegung im Aufbau des Sozialwesens und der Armutsbekämpfung leisteten, die heute für viele Menschen als selbstverständlich angenommen werden. Die neue Travail.Suisse will den christlichsozialen Grundsätzen wieder mehr Gewicht in der Aargauer Politik verschaffen und ihr konstruktives Gedankengut zur Lösungsfindung der Krisenfolgen verstärkt einfliessen lassen.

 

Wurzeln der christlichsozialen Bewegung

Bruno Weber, Leiter des Bildungsinstituts ARC, rief in seiner Kurzansprache die grossen sozialen Ungerechtigkeiten Ende des 19 Jahrhunderts in Erinnerung. Diese bildeten den Nährboden für die christlichsoziale Arbeiterbewegung, welche den damaligen Papst Leo XIII zur Niederschrift der Enzyklika «Rerum novarum» (von den neuen Dingen) im Jahre 1891 veranlasste. Da die «unsichtbare Markt-Hand» offensichtlich keine gerechte soziale Verteilung richten könne, verlangte der später unter dem Beinamen «Arbeiterpapst» bekannt gewordene Leo XIII, dass der Staat für Existenz sichernde Löhne sorgt und das Privateigentum schützt. Weiter muss der Staat dafür sorgen, dass die beiden wichtigsten Wirtschaftsfaktoren Arbeit und Kapital sich in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander bewegen – alles Forderungen, die angesichts der national wie global zunehmenden Lohnschere und der Geldvermehrung ohne realen Gegenwert an Aktualität nichts eingebüsst haben.

Auch Syna-Präsident Kurt Regotz berief sich in seiner Rede auf die Enzyklika «Rerum novarum». Es sei den einzelnen Gewerkschaften und Travail.Suisse bewusst, dass sie heute nicht mehr alleine soziale Einrichtungen aufbauen können. Hingegen können die christlichsozialen Organisationen mit vereinten Kräften die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen über die traditionell gewerkschaftlichen Bereiche wie Lohn- und Arbeitsbedingungen hinaus massgebend mitbestimmen. Travail.Suisse Schweiz tut dies unermüdlich mit Beziehungs- und Lobbyarbeit in vielen ausserparlamentarischen Kommissionen. Aktuell ist die Abstimmungskampagne gegen die Aushöhlung der Arbeitslosenversicherung. Und auch gegen die drohende Verschlechterung bei der Unfallsversicherung und bei der AHV wehrt sich Travail.Suisse bereits jetzt schon lautstark. Diese Lobbyarbeit zum Wohle der Arbeitnehmenden sei auch auf kantonaler Ebene wichtig, da hier oft Entscheidungen fallen, die für gesamtschweizerische Sozialinstitutionen und deren Verbesserung Modell stehen, wie z.B. die Kinderzulagen im Kanton Wallis. Vor allem aber erreichen die christlichsozialen Organisationen mit dem Zusammenschluss unter ihrer Dachorganisation Travail.Suisse die Initiativ- und Referendumsfähigkeit, wie dies die Initiativen für faire Kinderzulagen und «6 Wochen Ferien für alle» beweisen.

Zum Schluss stiessen die Anwesenden mit einem Glas Wein auf die neue Travail.Suisse Aargau an. Dazu gab es vom Syna-Team meisterlich gegrillte Bratwürste. Ein herzliches Danke an das Syna-Team Brugg für die rundum gelungene Gründungsfeier!

Prisca D.R. Widmer, Leiterin Kommunikation Syna

 

Andre Rotzetter

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